Calbach, 17. März 2013.
Etwa sechs Wochen nach Ende der Antibiotika-Behandlung bei Tabasco. Heute war Longieren auf dem Programm. Als ich jedoch morgens aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen kaum: echter, weißer Schnee. Zunächst nur in der Luft, in großen weißen Flocken, dann aber bald auch auf den Dächern und am Boden. Eine Stunde später war diese Pracht bereits 10cm hoch. Ich meine, am Tag davor war davon nichts mehr bzw. noch gar nichts zu spüren. Der milde Frühling lag in der Luft.
So beschloß ich nach dem Füttern, die Gunst der Stunde zu nutzen. Zum longieren fahren war ohnehin zu "gefährlich", bei so einem Wetter muss man nur Hänger fahren, wenn es unbedingt Not tut. Und das tat es ganz sicher nicht, denn ich hatte kurzfristig einen Plan - und der ging auf.
Gestern noch beneidete ich die Posts meiner Freunde in Facebook, die sich auf der Riederalp und sonstigen Ski-Alpen befinden und blue-sky, white-landscape posteten. Heute? Egal!
Tabbi war schon fast wie früher. Ungeduldig zerrte er an seinem Halfter, das sich derzeit nachts an einem der Balken seiner Winterbox hängend befindet. Wenn Tabbi anfängt, am Halfter zu zerren, bzw. es ins Maul zu nehmen und Dir vor die Füße zu werfen, dann weißt Du eigentlich ganz sicher: er will raus! Und zwar flott.
Erst letzte Woche hatten wir einen schönen Schnee-Ausritt, der motivierend für uns beide war, aber auch noch von einem schwächelnden Pferd zeugte. Nur ein, zwei kurze Galopps waren letzte Woche drin, und anschließend gab es wie momentan immer eine Extra-Ration Kraftfutter.
Normal gibt es derzeit zum Aufbau tgl. 2x Heu satt, plus jeweils 1kg Hafer, 500g Equichamp (ein Aufbaufutter mit Hefekulturen), Borreliosan sowie Mineral. An Tagen, wo vermehrt gearbeitet wird, gibt es dasselbe, plus eben die Extra-Ration. Die besteht dann nochmal aus 1kg Hafer und 500g Equichamp. Tabbi muss sehr wieder aufbauen, er hatte vor der Behandlung der Borreliose im Januar ca. 100kg verloren, und zwar sowohl "Speck" als auch an Muskeln und Bändern. Das muss jetzt aufgeholt werden. Strenggnommen sollte und will ich noch gar nicht soviel Reiten, weil eben auch der Rückenmuskel noch nicht das ist, was er sein sollte. Aber diese Motivations-Ausritte tun uns beiden so gut, daß man da drüber hinwegsehen kann. Dass sich Tabbi daran erinnert, dass er auch mal galoppieren konnte ohne umzufallen, ist für ihn gerade sehr sehr wichtig. Er merkt, daß er sich wieder etwas mehr auf seine Muskeln und Bänder verlassen kann, daß die Balance wieder etwas besser wird. Und im weichen Schnee ist das natürlich gleich doppelt klasse!
Nun, so sattelte ich denn relativ flott auf, freute mich noch darüber, daß im Gegensatz zu den Vorjahren, wo er aufgrund der Borreliose kaum sein Winterfell verlor, daß da jetzt "schon" im März ne ganze Menge Pelz runter kommt, und dann gings ohne GPS an die Wegeplanung. Wir wohnen auf etwa 200m über NN und die höchste "Hochebene", die ich erreiten kann, liegt fast 100m drüber. Ein wahrer Gipfel!!!!!!! Wenn bei uns also der Schnee etwas nass, aber vorhanden ist, dann weiß ich daß er am Gipfel noch viel, viel besser ist: nicht nass, und meist auch noch 3-4cm höher. Also, die leicht steigende Strecke wie folgt: Diebacher Weg, leichter Anstieg mit 10cm Schnee: ein warmup-Trab am durchhängenden Zügel, ca. 500m. Ich beobachte, ich beobachte eben auch, wie der Bewegungsablauf am langen Zügel ist. Wir sind und waren schon immer ein Team, da geht das. Dann links rüber Richtung Hardegg: ein erster kleiner Galopp, leichter Anstieg, maximal 300m. Schrittpause, gut: am langen Zügel ist die Nase am Boden, er balanciert sich aus, prustet, genießt. Dann kommt der gebogene Weg, der sich zur Hardegg hoch schlängelt. Bis oben ist der ca. 1200m lang und in gesunden Zeiten wurde er zum Galopptraining genutzt. Der Boden auf dem Weg ist meist auch halbwegs für diesen Zweck brauchbar, sprich: halbwegs elastisch (ist in unserer Region leider eher selten). Heute war meine Regel Nummer eins: egal wie, Galopp ja aber gleich mit Zügelbrücke damit gar nicht erst abgekackt wird. Dann haben wir nach ca. 700m abgebrochen, um auf den rechten Weg abzubiegen, der wieder nach einer kurzen Schrittpause noch eine kleine Galopppassage erlaubte. Mich interessierte heute auch, ob da neben der Motivation auch genügend Kraft drin ist. Ich sag mal: besser. Wieder ein Stück Schritt, Richtung Orleshausen. Auf den Wegen hatten in den Vortagen die Forst-LKWs gewütet, die den Holztransport vornehmen. Aber durch die Schneedecke waren sie gut bedeckt und vor allem waren keine Spuren im Schnee, außer gelegentlich die einiger Füchse und Hasen.
So, jetzt ging es nur mehr auf die Steigung zur Zielgerade. Schneelage top, und die 1000m ließ ich ihn erstmal am wieder durchhängenden Zügel (Nase unten, bravo!!!) klettern, um die letzten 500m noch einen Galopp einzulegen. Da war Power drin, das bin ich gar nicht mehr gewohnt. So, und dann im Schritt bergab nach Hause. Mann, war das schön.
Und kaum war der Sattel ab, lag Tabbi auch schon auf dem Zierrasen im Schnee und wälzte sich vor den Augen der neidischen Ponies genüsslich!!!! What a day.
Sunday, March 17, 2013
Monday, March 11, 2013
Todeswalzer, Afzelii-style
"Am Arsch die Waldfee", hauchte die Borrelie. Sie gehörte zur Familie der Afzelii, woher sie diesen Namen hat, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß das eine Unterfamilie der Burgdorferi ist, die sind bekannter und die heißen so, weil ein Herr ebendiesen Namens sie eines Tages mal gefunden hat. Wann, weiß ich auch nicht. Nicht nur ich, sondern offenbar viele wissen nicht viel über diese Fusilli-artigen Bakterien. Also sie sehen aus wie Fusilli-Nudeln. Nun, unser Freund verfluchte leise die Waldfee, weil er seit einigen Tagen sein Leben durch eine rosarote Brille sah.
Er lebte (recht kosmopolitisch, glaubt mir) bereits eine ganze Weile recht komfortabel und kommod in einer Ecke meines Tabasco. Nennen wir sie Coconut Cove, das kann man sich vorstellen wie einen weißen weiten Strand, recht geschützte Lage, dazu mit allem, was man sich als afzelii so wünscht. Eines Tages kam, obwohl er eigentlich die pure Nahrung vorzog, ein Cocktail vorbei, der ihm wirklich alles weghaute. Er rollte sich zusammen, auf dem warmen Sand uns spürte eine rosarote Schwäche. Von dem Cocktail würde er sich aber nicht unterkriegen lassen! Er versuchte noch, seine weitere Kollegen (afzelii sind sehr gesellig und leben selten allein) zu konsultieren, um Rachepläne zu schmieden. Aber das kommode Leben der vergangenen Jahre schien sich geändert zu haben. Kaum das Kriegsbeil ausgegraben, kam schon wieder sowas. Mann, das war ein richtiger Tsunami an Cocktail, fast ein Fukushima der afzelii! Er stellte fest, daß er schon nach wenigen Cocktails aufgeben musste. Vielleicht war vorher auch einfach alles zu einfach im Leben dieses afzelii.
"Blöd," dachte er dann. "Blöd, blöd, daß ich es nicht noch geschafft habe, mich via Niki-Air nach G. beamen zu lassen, um mich im Rückenmark eines Menschen, der dort die Uniklinik leitet, so richtig mal auszutoben. Der hätte ich es gern mal gezeigt. Von wegen, uns gibt es nicht! Von wegen, wir können im Pferd nicht leben!!! --- Sollte ich ihr dankbar sein? Ohne sie hätten wir ggf. gar nicht so lange auf dem Tabasco leben können? Schließlich hat sie uns bereits vor mehreren Jahren übersehen (wollen)??? -- Nein, das ist meine Denke nicht. Ich bin einfach stink, stinksauer, daß man uns so negieren kann. Ich hätte es ihr gezeigt, die hätte mal so richtig fiese Schmerzen gehabt. Wenn ich ins Rückenmark ziehe, dann sind die Schmerzen, die ich verursache, schön überall. Dann vermehre ich mich schön nach überall und zeige ihr auch, daß ich nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte, wenn ich gleich im Intro-Stadium gekillt werde. Ich zeige ihr, daß es wahrlich fahrlässig ist, uns erstmal in den ganzen Körper reinzulassen, einfach dabei zuzuschauen, auch noch afzelii-freundliche andere Behandlungen wie solche mit Cortison, oder Sedierungen, durchzuführen... Heute hier, morgen da. Und die Schmerzen sind so heftig, das wäre ihr mal ne Lehre gewesen. Ich hoffe trotzdem, daß sie es mittlerweile verstanden hat und nicht noch weitere Pferde und deren Besitzer leiden lässt, und durch die von ihr vertretene Lehrmeinung eine ganze Region im Glauben lässt, Borreliose beim Pferd gäbe es nicht. Auch wenn man tot ist."
Hier der Killer-Cocktail (quote by Merck Animal Health):
"Cobactan® 2.5 % is a ready-to-use suspension for injection containing cefquinome, a 4th generation cephalosporin. The shape of the cefquinome molecule facilitates fast distribution in the treated animals and ensures a quick passage of bacterial cell walls, resulting in a rapid bactericidal effect following injection. Cefquinome has a broad-spectrum of activity, including Gram positive and Gram negative bacteria, such as Actinobacillus spp., Haemophilus spp., Pasteurella spp., E. coli, Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Salmonella spp., Clostridium spp., Corynebacterium and Erysipelothrix rhusiopathiae. Cefquinome is highly resistant against inactivation by ß-lactamase producing bacteria."
Er lebte (recht kosmopolitisch, glaubt mir) bereits eine ganze Weile recht komfortabel und kommod in einer Ecke meines Tabasco. Nennen wir sie Coconut Cove, das kann man sich vorstellen wie einen weißen weiten Strand, recht geschützte Lage, dazu mit allem, was man sich als afzelii so wünscht. Eines Tages kam, obwohl er eigentlich die pure Nahrung vorzog, ein Cocktail vorbei, der ihm wirklich alles weghaute. Er rollte sich zusammen, auf dem warmen Sand uns spürte eine rosarote Schwäche. Von dem Cocktail würde er sich aber nicht unterkriegen lassen! Er versuchte noch, seine weitere Kollegen (afzelii sind sehr gesellig und leben selten allein) zu konsultieren, um Rachepläne zu schmieden. Aber das kommode Leben der vergangenen Jahre schien sich geändert zu haben. Kaum das Kriegsbeil ausgegraben, kam schon wieder sowas. Mann, das war ein richtiger Tsunami an Cocktail, fast ein Fukushima der afzelii! Er stellte fest, daß er schon nach wenigen Cocktails aufgeben musste. Vielleicht war vorher auch einfach alles zu einfach im Leben dieses afzelii.
"Blöd," dachte er dann. "Blöd, blöd, daß ich es nicht noch geschafft habe, mich via Niki-Air nach G. beamen zu lassen, um mich im Rückenmark eines Menschen, der dort die Uniklinik leitet, so richtig mal auszutoben. Der hätte ich es gern mal gezeigt. Von wegen, uns gibt es nicht! Von wegen, wir können im Pferd nicht leben!!! --- Sollte ich ihr dankbar sein? Ohne sie hätten wir ggf. gar nicht so lange auf dem Tabasco leben können? Schließlich hat sie uns bereits vor mehreren Jahren übersehen (wollen)??? -- Nein, das ist meine Denke nicht. Ich bin einfach stink, stinksauer, daß man uns so negieren kann. Ich hätte es ihr gezeigt, die hätte mal so richtig fiese Schmerzen gehabt. Wenn ich ins Rückenmark ziehe, dann sind die Schmerzen, die ich verursache, schön überall. Dann vermehre ich mich schön nach überall und zeige ihr auch, daß ich nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte, wenn ich gleich im Intro-Stadium gekillt werde. Ich zeige ihr, daß es wahrlich fahrlässig ist, uns erstmal in den ganzen Körper reinzulassen, einfach dabei zuzuschauen, auch noch afzelii-freundliche andere Behandlungen wie solche mit Cortison, oder Sedierungen, durchzuführen... Heute hier, morgen da. Und die Schmerzen sind so heftig, das wäre ihr mal ne Lehre gewesen. Ich hoffe trotzdem, daß sie es mittlerweile verstanden hat und nicht noch weitere Pferde und deren Besitzer leiden lässt, und durch die von ihr vertretene Lehrmeinung eine ganze Region im Glauben lässt, Borreliose beim Pferd gäbe es nicht. Auch wenn man tot ist."
Hier der Killer-Cocktail (quote by Merck Animal Health):
"Cobactan® 2.5 % is a ready-to-use suspension for injection containing cefquinome, a 4th generation cephalosporin. The shape of the cefquinome molecule facilitates fast distribution in the treated animals and ensures a quick passage of bacterial cell walls, resulting in a rapid bactericidal effect following injection. Cefquinome has a broad-spectrum of activity, including Gram positive and Gram negative bacteria, such as Actinobacillus spp., Haemophilus spp., Pasteurella spp., E. coli, Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Salmonella spp., Clostridium spp., Corynebacterium and Erysipelothrix rhusiopathiae. Cefquinome is highly resistant against inactivation by ß-lactamase producing bacteria."
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