Tja... das war also unser Jahr.
Heute morgen bei sonnigem Wetter habe ich mit Tabasco einen schönen Jahresabschiedsausritt durch den Winterwald gemacht. Bei etwa 2 Grad und idyllischer Stille bummelten wir also durch den Wald - einzig ein einsamer Ballon war am Himmel über dem Feld zu sehen...
Unweigerlich musste ich natürlich an unser Jahr denken, welches so denkbar schlecht angefangen hatte, dass es ein insgesamt krasses Jahr bleiben musste. Es gab kaum eine Chance, dass es ein schönes Jahr werden könnte. Die Highlights bestanden für mich darin, dass ich jeden Tag, den mein Pferd (über-)lebte, mit einem dankbaren Haken markiert habe. Mehr nicht.
Ende Dezember 2012 hatte Tabasco einen weiteren großen gesundheitlichen Einbruch, und am 4. Januar hatten wir dann ENDLICH den erlösenden Termin bei meiner Tierärztin Ines. Denn bis dahin hatten alle möglichen Tierärzte in meiner Umgebung das Pferd zwar in schlechtem Zustand gesehen, alle jedoch abgestritten, dass er Borreliose haben könnte (ohne es überhaupt zu testen!!) und mich dann mit dem völlig schwachen, kranken Pferd wieder nach Hause geschickt.
Nun wurde dies 2013 endlich anders; zwar war ich natürlich geschockt über den sehr hohen Titerwert, den Dr. Liebisch von Zecklab naturgemäß herausfinden musste, aber gleichzeitig sehr erleichtert, dass wir aufgrunddessen eine Antibiotikakur durchführen konnten. Diese hatte auch sehr schnellen und anhaltenden Erfolg.
Über das Jahr habe ich aufgrunddessen eine regelrechte Manie entwickelt und war und bin einfach heilfroh, dass Tabbi fünf Meter neben unserem Hauseingang "wohnt", so dass ich zu jeder Tages- und Nachtzeit nachsehen kann, wie es ihm geht.
Ja, es gab Rückfälle. Ich habe weiterhin gegoogelt und mittlerweile mit den Forschern Kontakt aufgenommen, die zu Borreliose forschen - zum Beispiel Eva Sapi in New Haven, USA. Auch die Filme von Borrelien unter dem Elektronenmikroskop habe ich mir angesehen, um dieses Problem besser zu verstehen. Und vor allem, um zu verstehen, warum diese Bakterien so schwer zu beseitigen sind und der Wirtsorganismus im chronischen Stadium fast keine Chance hat, sich dieser Monster zu entledigen.
Aber auch eine andere Frage, die ich hier im Frühjahr gepostet habe, kann ich eindeutig beantworten: bei Tabasco sind KEINE der beschriebenen und immer wieder zeitweise auftauchenden Probleme bisher Dauerschäden!
Es ist schwer vorzustellen, dass er lange und plötzlich auftretend nicht mehr laufen kann, sondern hinten die Hufe schleifen lässt und wirklich nicht sein Gewicht halten kann. Noch schwerer ist es, sich vorzustellen, dass dies innerhalb von wenigen Stunden so verschwindet, dass man nicht glauben mag, dass es vorher noch da war.
Das Schleifen ist bei Weitem nicht alles, was die Borrelien anrichten (s. letzte Posts), aber doch ein sehr eindeutiges und gut zu beobachtenden Zeichen. Nun, wie ich schon sagte, hat sich Tabasco über den Sommer insgesamt sehr gut erholt - so gut, dass ich sogar mittlerweile dreimal bei Hannah (Beck) war, um ihn freispringen zu lassen. Ich war offen gesagt fasziniert, dass es tatsächlich möglich war, dass er sich wieder an Stangen traut und dazu noch derart souverän wieder darüber sprang! Interessant ist noch, dass CORTAFLEX, ein wirklich gutes Produkt, das Pferde in der Beweglichkeit unterstützen soll, bei Borreliose nicht hilft. Will sagen: wenn er schleift, dann hilft auch CORTAFLEX (und überhaupt nichts anderes) nicht, und wenn er nicht schleift, dann ist alles gut, auch ohne jedes Zutun.
Im September waren wir mit Tabasco eine Woche in SPO am Strand. Ich wollte mir einen Traum erfüllen und habe den ganzen Sommer über befürchtet, dass wir vllt. doch nicht fahren könnten, weil er nicht fit wäre oder gar, dass es zwar dazu kommt, dass es aber dann sicher der letzte gemeinsame Ausflug würde. Natürlich ist bei einem angeschlagenen Immunsystem immer die Frage, ob man so einen Ausflug machen sollte. Aber das musste sein. Und es war wunderbar!
Nichtmal die Tatsache, dass in der Septemberwoche der Himmel über Eiderstedt eigentlich nur zum Fototermin aufriß, hat der Sache irgendeinen Abbruch getan!
Zuhause mit Puppe und Tessi sind wir alle eine kleine Familie und fühlen uns in Calbach sehr wohl. Ach, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich im November (ohne Tabbi) an der westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster war, um meinen Übungsleiter B Sport in der Prävention zu machen. Ich hatte mir davon versprochen, auch für mein eigenes gesundheitliches Problem (sprich: die Hüfte) ein paar Tipps zu bekommen, außerdem war eine Trainerfortbildung wahrlich längst überfällig. Nun haben wir auch das hinter uns, und Puppe und Tessi haben ein paar neue Reitschülerinnen bekommen. Der Schwerpunkt liegt jetzt mehr auf dem "Gesundheitssport", d.h. Übungen zur Schulung der Koordination etc. sind mir wichtiger als das "schnelle Reitenlernen" im Hinblick auf Leistungssport. Tja und schlussendlich wünsche ich mir jeden Winter, dass es ein paar Schnee-Ausritte gibt und die Pferde auf die Koppeln können, die gefroren sind und dadurch dann nicht die Grasnarbe kaputt geht - aber diese Wünsche gehen irgendwie nur so ganz sporadisch in Erfüllung. Ich wünsche mir halt weiterhin, dass wir gemeinsam die Borrelien in Schach halten - Tabasco wird jetzt 15 und das ist wahrlich noch kein Alter, in dem man ins Gras beißen darf.
Fotos: Sankt Peter Ording, September 2013 - Photos by Alexa Pfau.