Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Post nennen soll.
Ich habe lange überlegt, ob ich Tabasco's Tagebuch überhaupt weiter führen soll. Ich hätte mir gewünscht, dass er noch gut 10 Jahre an unserer Seite mit uns durchs Leben geht. Aber dieser Wunsch ist nicht erfüllt worden, die Borrelien haben in seinem Körper zuviele Schäden angerichtet. Erst heute morgen habe ich im STERN (Wartezeit Arztpraxis) wieder einen Artikel gelesen, wo ganz lapidar am Rande erwähnt wurde, dass der Herzfehler einer Patientin borrelienbedingt war. Sie hatte Jahre zuvor eine Zecke entfernt und plötzlich tauchte dieses Problem auf. Bluttest positiv, gleich mit Ceftriaxon (glaub so heißt das Cephalosporin für Menschen) behandelt, und offenbar tatsächlich in den Griff gekriegt. Da freu ich mich, aber dennoch wird Borreliose immer noch zu oft unter den Tisch gekehrt. Gibts nicht geht nicht.
Nun, soeben sitze ich mit einem dampfenden handgebrühten Kaffee vor der Tastatur und habe sonnige 2 Stunden auf dem Hof verbracht. Zunächst damit, die Paddock-Team-Kompabilität der Dreierbande zu testen und trainieren.
Tessi sieht Cockpit als Konkurrenz und attackiert ihn regelrecht, damit er bloß nicht zu nah an ihre Puppe geht. Puppe und Cockpit verstehen sich gut (Alpha plus lieb, das geht immer) und es sieht zu putzig aus, wenn klein Black und groß White zusammen kuscheln... Aber es wird besser mit den Dreien. Puppe kam damals als Kumpelin für Tabbi zu uns in den Stall und ich sehe sie immer noch als dieses Bindeglied zu ihm. Die beiden waren dickste Freunde. Damit hat Puppe natürlich auch eine besondere Stellung in meinem Herzen. Pit auch, denn er "ersetzt" Tabbi. Die leere Box konnte ich nicht gut ansehen, das hat mir jeden Morgen einen Stich versetzt.
Dann habe ich zum wiederholten Male mit Cockpit verladen geübt. Allein, er muss allein rein. Irgendetwas hält ihn noch davon ab. Die Enge in dem Ding mit Sicherheit. Auf alle Fälle stellt er meine Geduld grad ziemlich auf die Probe. Das schadet mir nicht, weil meine Geduld weiß Gott nicht meine Stärke ist. Die Zuversicht habe ich dennoch, denn nach den wenigen Wochen, die er jetzt hier ist, sehe ich einen Engel. Allein dass er schneeweiß ist (theoretisch), macht ihn zum Engel. Ich habe den Eindruck, dass er immer, wenn ihm gelungen ist, etwas für uns Menschen gut zu machen, gaanz stolz auf sich ist und das dann zeigt, indem er mega schmust. Genauso zeigt er jegliche Art von Anspannung, positiv oder negativ, durch Wälzen. Der wälzt sich 100x am Tag. Ich glaube, der Bub hat gaaanz feine Antennen. Und die gilt es zu überzeugen, mit Vertrauen.
Was heißt Ankommen ansonsten. Endlich merke ich, dass Pit ankommt und auch ich endlich in Büdingen mehr Heimat empfinde. Solange ich noch in Frankfurt gearbeitet habe, war ich quasi kaum in Büdingen, also so maximal 2x im Monat. Das sollte sich ändern - und das hat sich geändert.
Letztlich habe ich noch eine Runde allein in der Sonne ausreiten geübt. Wie oben erwähnt, war ich heute beim Orthopäden. Der Reitunfall vor 8 Jahren hat leider massiv Spuren hinterlassen und so musste ich mir anhören, dass mein Fahrgestell hochgradig im Arsch ist. Also ein Auto würde man vermutlich in dem Zustand verschrotten. Was macht Schüller? Schafft sich ein neues Pferd an.
Naja, ein Pferd kann ein Fahrgestell in gewisser Weise ja auch "ersetzen"... wie auch immer, diese Vorrede soll betonen, wie wichtig es ist, dass mein Pferd beim Auf- und Absitzen 100 pro stillsteht und auch sonst höchst kooperativ ist. Denn rostige Fahrgestelle sind nicht so gut wenn es darum geht, Rodeo zu gewinnen. Jetzt hake ich diese Tasks von heute als gelungen ab und sehe wieder mehr Licht am Horizont.
Die Pläne bzw. Vorstellungen über das "Projekt" Pferd sind natürlich aktuell völlig anders als damals, als ich Tabasco gefunden habe. Damals habe ich explizit ein Buschpferd gesucht, welches sich für die drei Disziplinen Dressur-, Spring- und Geländereiten eignet. Dieses Pferd hatte ich in Tabbi gefunden. Und er hat mir damit einen Traum erfüllt.
Von den Papieren her ist Cockpit nun im Grunde mindestens genauso geeignet für den Busch. xx und AA im Pedigree (Sacramento Song und Ramzes), jedoch ist er wie gesagt sehr zart besaitet und ich bin mal so gespannt, welche Aufgaben wir gemeinsam stemmen werden. So fremde Sprünge kann er sich glaub ich überhaupt nicht vorstellen. Und seine eigentliche Aufgabe, nämlich mein Kumpel für Ausritte zu werden, ist auch noch nicht so ganz selbstverständlich. Denn frisch gesägte Bäume am Wegrand haben etwa denselben Gruselfaktor wie Mülltonnen mit offenem Maul am Wegesrand. Und somit sind sie kein Gramm besser als ein Tiefsprung auf einer Geländestrecke. Das Leben ist schon nicht einfach, wenn man außerhalb seiner Box überleben soll...
Ich hab auch schon über Bodenarbeit (Langzügel-Arbeit etc.) sowie über die Aufgaben der Working Equitation nachgedacht. Ersteres, da ich ja nicht mehr so ganz optimal selbst dressurmäßig arbeiten kann (daher, why not, eben von unten) und er ein durchaus versammlungsbereites Pferd ist, letzteres, weil mir das eine neue und durchaus ambitionierte Aufgabe verspricht.
Cockpit wird vermutlich mit allen Trail-Aufgaben, noch mehr jedoch mit Kühen, eine Herausforderung haben. Darauf habe ich jetzt so richtig Lust!!!