Moin, Ihr Lieben!
Hessen hat eine Hitzewelle, und so nutzte ich die kühle Morgenluft, um bremsenfrei mit Cockpit auf ein gespottetes abgemähtes Feld zu reiten. Ich zog meinem schneeweißen Schatz seine vier neuen Hufschuhe an und los gings.
Erst jetzt - hinterher - wird mir bewusst, dass meine ebenfalls neuen Titanfreunde Arnie I und II (dazu brauch ich wohl nix zu sagen, wenn einer Power hat und durchhält, dann Arnie) nichtmal 1 ganzes Jahr schon mit mir durch die Welt gehen. Und die Kombination Krüppelhüfte auf schissigem Schaukelpferd? Nun, ich hoffe, die war einmal.
Ich wählte den kuhsicheren Weg. Man lernt dazu. Ich wähle Wege aus nach a) Bremsendichte, b) Bodenzustand und c) Kuhhäufigkeit. Alles Ausschlußkrieterien für gechilltes Reiten, zumindest wenn man einen Cockpit hat wie meinen.
Das heißt, es ging einen Grasweg als Warm-Up im Schritt steil bergan. Super gemacht hat er das, der Bub. An die vier Schuhe muss er sich schließlich auch erst gewöhnen, genauso wie ich. Aber eins war deutlich: ihm tun die Füße, konkret die Hufe, weh*. Denn mit den Schuhen lief er sehr sehr schön! Ein wirklich gutes Gefühl. Ganz fein an der Hand, und sogar der alte, aber wirklich schöne Passiersattel von Tante Hildegard passt ganz prima. Danach, zwischen 2 Maisfeldern in voller Höhe bergab. Man weiß nie, was so im Mais passiert, gern springt da plötzlich mal ein Hase oder ein Reh raus, so dass ich einfach mal gewappnet war. Die sind aber alle vor Cockpits Schönheit erstarrt und so war Ruhe in den Kolben. Jetzt links ab Richtung Feld. Hätte es nicht geregnet, wäre der Boden da optimal gewesen, so war er jetzt ein bissi klebrig, was für die Hufschuhe nicht so toll war, denn ich glaube, die sind ein bissi steckengeblieben. Egal. Hier sind wir galoppiert und erstmals hatte ich dieses Schaukelpferd-Gefühl nicht - Pit galoppierte wie ein Buschi und es hörte sich am Boden auch genauso an! Tempo ca. 400m, das ist für ihn SAUschnell, denn Schaukelpferde bewegen sich eher mal gefühlt auf der Stelle. Einfach toll! Ich bin soo stolz auf ihn. Dieses Pferd muss ich in allem total ohne Druck reiten, für dieses Erlebnis habe ich monatelang im Galopp die Monica Seles gemacht und nach ca. 50m angefangen ihn total zu motivieren, "Go!, Goooooo!" bis er das jetzt offenbar verstanden hat. Ich hatte den Eindruck, dass auch er mächtig Spaß hatte.
Dieser Bericht wäre jetzt fertig, wenn wir nicht am Rückweg eines unserer weiteren Themen adressiert hätten: die Rinder. Pfiffig wie ich bin, nutze ich für dieses Stresstraining den Rückweg. Und Pit stirbt jedesmal einen Tod, mindestens. Heute war er mutig, denn vor ein paar Tagen ging doch glatt der Hafimann an denen vorbei, ohne zu sterben. Ich war wieder stolz auf ihn: er hat heute geschaut, die Tierchen kamen wie gerufen an den Zaun und Pit war zwar sehr angespannt, aber keineswegs im Fluchtmodus. Und so kamen wir dann auch locker nach Hause.
Dass bei der ganzen Aktion ein Hufschuh geschreddert wurde, nehme ich heute gern in Kauf. Und sehe, dass es immer wieder Geduld braucht für einen wie Cockpit. Der mittlerweile an vielen Stellen alles für mich tut, wie Tabbi einst. Noch nicht an allen Stellen, aber doch an vielen. Es gibt immer wieder Rückschläge, und umso mehr freue ich mich dann über solche Momente. Mein Sitz fühlt sich mittlerweile auch wieder besser an. Es fühlt sich so an, als hätten sich die Hüften (also Arnie I und II) jetzt so justiert, wie ein Reiterbein das braucht. Hat der Doc gut eingebaut, der wusste ja wofür ich die brauche. Dennoch wünsche ich mir hier nochmal jemanden, der Empathie für Prothesenträger hat und mich mal mit Druck (ich kann das ab) und Herz wieder so hinsetzt, wie es mal war.
* Ihm sind an den Nägeln der Eisen die Hufe gerissen und ausgebrochen, so dass er jetzt leider barhuf gehen muss, bis das wieder runterwächst. Kann dauern. Und autscht total. Er kriegt Ungulat von St. Hippolyt dazu, viel mehr kann ich wohl nicht tun.