Wednesday, August 30, 2006

Ein pferdiges Leben in Hessen

In den letzten Monaten haben wir einiges an Lehrgeld bezahlt, was leider - wie so oft - zu Lasten des Pferdes ging. Ist es im städtischen Ballungsraum ohnehin nicht einfach, eine akzeptable und bezahlbare Möglichkeit artgerechter Haltung zu finden, so hatte ich mich zunächst für einen sportorientierten Reitstall entschieden.
Die Trainingsmöglichkeiten waren dort einfach traumhaft, Böden, Parcours, Abmessungen der Reitplätze sowie Fütterung einfach einwandfrei. Aber Tabasco ist in der Herde groß geworden und war sichtlich nicht wirklich glücklich in seinem 22h-Eingesperrtsein plus Führanlage plus eine Stunde Bewegung. Kurz, es gab diverse Probleme mit seiner Muskulatur. Er wurde unrittig, hatte aufgescheuerte Maulwinkel und baute ganz plötzlich stark ab.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich herausgefunden hatte, daß eine artgerechtere Haltung ein wichtiger Schritt dazu ist, diese Probleme künftig zu vermeiden. (Ich denke, zumindest sein spezifisches Problem erfordert Weidegang; ich will nicht sagen, daß alle Pferde in Sportställen ohne Koppelgang ein ungesundes Leben führen, obwohl es sicherlich für alle Pferde netter ist, wenn sie nicht 22 Stunden in Luxus eingesperrt sind).
Dazu haben wir noch einen Zahnarzt konsultiert, sowie physiotherapeutische Behandlungen durchgeführt.
Und, nach langer Suche habe ich endlich den richtigen Platz für ihn gefunden. Er ist jetzt umgezogen in einen Stall, wo er morgens nach dem Füttern mit 5 Kumpels auf eine Riesen-Koppel kommt, wo wir darüber hinaus eine Reithalle mit perfektem Boden haben und eine Führanlage mit Longierzirkel. Es ist ein privater Stall (kein Verein), wo wir uns pudelwohl fühlen.
Plötzlich bekommt das Leben mit unserem Schatz wieder ganz neue Qualitäten: wenn ich ihn morgens vor der Arbeit reite, schielt er schon ganz verständnislos Richtung Koppel, um zu schauen, was die anderen machen und bestimmt auch, um mir zu verdeutlichen, daß unsere Sachen nicht wirklich wichtig sind. Jetzt nicht.
Umgekehrt, wenn ich ihn mittags von der Koppel hole, finde ich ihn inmitten seiner Kumpels vor und mittlerweile sind wir so weit, daß er mich recht schnell erkennt, sich dann aus der Gruppe löst und zu mir kommt. Ich finde das rührend!!
Ich hatte früher mal ein Pferd, das bei seinem Züchter im oldenburger Land sozusagen neben dem Wohnzimmer geboren und aufgewachsen war. Ludwig (das war dieses Pferd, er lebt heute übrigens in den USA) kam sogar angaloppiert, sobald er mich gesehen hat und hat auch jedesmal ganz goldig gewiehert. Tabasco ist ein anderer Typ, er schien mir bislang immer etwas emotionslos bzw. zumindest zeigt er seine Emotionen nicht so sehr nach außen. Daher finde ich diese neuen Erlebnisse ja auch so schön!!
Ich bin jedenfalls erleichtert, daß wir ihm jetzt offensichtlich ein Zuhause bieten, in dem er sich pferdig wohl fühlen kann.

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