Wednesday, October 03, 2007

(K)Natterholz oder: Familie der Trude trifft Familie der Dankeschön

Jetzt war es endlich soweit. Wenn Engel reisen, strahlt der Himmel und so hatten wir vier wunderschöne, sonnige Herbsttage in BAYERN! Fast ein bißchen wie Indian Summer, vor allem aber Ruhe (himmlisch kann ich nicht sagen, denn sowohl die Starfighter der Bundeswehr als auch die Mücken haben vom Himmel aus eher störende Geräusche verursacht, aber nur temporär)...
Unsere vier Rösser haben sich von der ersten Minute an blendend verstanden. 2 Trakehner (aus oben genannten Familien) und 2 Traber, Calimero und Medo.
Tabasco und Schöngold (jetzt Lucifer) kannten sich "von früher", soviel auch zur Historie dieses Erstlingsritts für uns. Gleich der erste längere Ritt war für uns beide (ich sag mal, für mich auf alle Fälle) ziemlich anstrengend. Ich hatte Schmerzen in der Hüfte und konnte vom 2. Teil des Ritts (ich erinnere mich, zunächst erwanderten wir eine Festung, sehr schön, idyllisch, romantisch und anschließend - quasi auf dem Heimweg - kamen wir am Dreiländereck Bayern, Schwaben, Franken vorbei), nichts mehr so recht genießen. Das waren rund 40km mit ein paar Pausen, also von wegen "ein bißchen spazieren reiten"...
Am nächsten Tag haben mir die Profis dann eine verkürzte Runde versprochen, die nahe Donau haben wir folglich nur von weitem gesehen. Es war schön, dank Naproxen ließen die Schmerzen in der Hüfte nach und ich konnte den sonnigen Tag und mein wunderbares Pferd genießen. Schließlich hat Tabasco einen so langen Ausflug mit Kumpels noch nie gemacht! Er hat sich nicht lumpen lassen, mein erfahrener Buschcrack, über Stock und Stein, auf und ab, alles bestens absolviert.
Trotzdem ist ja an dieser Stelle noch der Bezug zu den Trakehner-Familien fällig: ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, wie Trude (Tabasco's Urururgroßmutter) und Dankeschön (Lucifer's Ururururgroßmutter) wohl heldenhaft den Treck übers Haff damals bewältigt haben. Deshalb habe ich Tabbi immer wieder ermutigt, weiter zu laufen...

Nachtrag (quote) - Trude (geb. 1943) war dabei!
Der Stamm geht auf die Stute Sulamithin v. Skrungs (OP) / Mordsbube (Tr) / Mormone (OP) / Antillus (Tr) zurück, mit dem Familie Maurischkat im ostpreußischen Kreis Insterburg ihre Zucht begann. Die Trude-Familie zählt zu den ältesten unter den geretteten Stutenstämmen der ostpreußischen Privatzucht. Die Schwestern Trude und Sienage kamen beide in den Westen, doch nur Trude gelang es, eine Familie zu begründen.
Väterlicherseits ist Trude über Azo – Sarazene – Sarafan völlig outcross gezogen, ganz frei also von Perfectionist xx- und Dampfroß-Blut, auch frei von ansonsten gängigen Genen wie etwa Markeur, Parsival, Charm oder Bulgarenzar. Man findet edle Gene aus den Privatgestüten v. Zitzewitz-Weedern und v. Sperber-Lenken. Trudes Vater Azo vertritt die Hengstlinie des Optimus, gesuchter Verstärker unter der Ägide Burchard v. Oettingens. Der Sohn des Beberbeckers Odoardo wurde bekannt als Vater des Polarsturm, der als Leistungsvererber in Trakehnen bewährt und beliebt war. Azo war ein schwerer Hengst im Karossiertyp und diente als Landbeschäler in Georgenburg.
Auch auf mütterlicher Seite finden wir seltene Gene, obschon die Remus/Romanus-Hengstlinie hohes Ansehen genoss. Ihre Vertreter bewährten sich als Remonteerzeuger. Trude kam vor dem Treckwagen ihres Züchters 1945 in den Westen und landete im Norden Holsteins. Man muss sie sich in Typ und Habitus als typische „ostpreußische Bauernstute” vorstellen – eine Beschreibung, die keinesfalls diskriminierend gemeint ist. In Holstein wurde Trude zur Waldarbeit herangezogen; sie brachte nur drei Fohlen, bevor sie 1953 aus der Zucht ausschied.
Ihre einzige eingetragene Tochter blieb Trautste v. Sporn. Aus dieser Stutenfamilie gingen meist sehr harte, robuste, vitale und energische Pferde mit vielseitiger Veranlagung hervor, wie es die Stammmütter auch bereits waren. Demnach haben sich die familientypischen Merkmale bewahrt. Die Stutenfamilie steht auf sehr schmaler Basis; sie wird nur mehr bei Gisela Gunia in Uslar, bei Silke Musick in Schwanewede und bei Jeanette Wintergerst in Esslingen gepflegt. Die beiden einzigen lebenden Hengste dieser Familie sind Titulus in Kanada und Tassilo W in der österreichischen Warmblutzucht.

Quelle: www.trakehnerfreun.de - Stutenfamilien
Schlußendlich machten wir aus dem letzten Morgen vor der Abreise noch das idyllische Dörfchen zu Knatterholz (an sich Natterholz), weil Tabbi und ich allein ein kleines "Eventing-Training" eingelegt haben: im Morgennebel über taunasse Wiesen galoppiert und einfach nur mal so richtig herrlich locker gelaufen! Schön ist, daß gemähte Wiesen in Bayern reitbar sind, desweiteren haben die meisten Felder breite Grasstreifen, so daß Galoppstrecken über mehr als 1000m eigentlich nicht ausgehen. Wunderbar!




Mein Schmied, Wanderreiten, das Altmühltal...

Neue Herausforderungen taten sich für mich auf, denn relativ spontan haben wir Eva und Simon zugesagt, an ihrem Herbstwanderritt teilzunehmen. Helas, Tabasco gerade aus der Reha, aber halbe Sachen machen wir ja nicht. Also mit Tierarzt und den Wanderreiterprofis den Bedarf abgeklärt: am besten viermal Eisen, auf alle Fälle mit Widiastiften.
Weitergegeben an Hufschmied. Der "wozu sollen Stifte gut sein, wenn der Tierarzt will, daß das Pferd nicht gestoppt wird mit den Eisen?" Klein-Wiebke überfragt. Die 2 Eisen vorn habe ich aber nicht aufgegeben, weil es ohnehin brenzlig ist, öfter im Gelände ohne Eisen zu reiten. Jedenfalls bei unseren unebenen Kieswegen... nächste Frage: wie lange seid ihr denn unterwegs? Wieder Klein-Ahnungslos: weiß nicht, so ein paar Stunden schon, zuviel geht ja ohnehin nicht, weil wir nicht trainiert sind... Antwort: "ah, so ein bißchen spazieren reiten, dafür brauchst Du doch keine Eisen!". Schulterzuck. I don't know...


(...)
Tage später, to memorize for next time:
ganz einfach: vier Eisen, weil es doch recht viel über Asfalt und harte Wege geht, das kann der Kompaß im Vorfeld nicht verraten, also vorsichtshalber. Widiastifte an den Vordereisen wie Stollen (also hinten), dann stoppen sie das Pferd nicht an der Zehe, halten es aber vor dem Rutschen ab. So also.