Anreise
Am Freitag konnte ich mittags zeitig aufbrechen, um mehr oder weniger in Ruhe nach Marbach zu fahren. Landy, der durchgeknallte Hannoveraner und Tabbi (der Sheriff), der ausgeglichene, abgedrehte Trakehner, waren auf der Koppel und somit zufrieden mit sich, der Welt und ihrer Situation. Am Donnerstag waren wir noch zum Freispringen, und beide Jungs haben in der Gymnastikreihe einen sehr guten Job gemacht!
Die Fahrt nach Süden lief recht gut (für Freitag nachmittags), und so war ich -ohne Verfahren- bereits gegen 16 Uhr in Marbach. Kurz hinter Metzingen war ich schon total begeistert von der Landschaft der schwäbischen Alb und hatte bereits eine vage Vorstellung, wie das Ambiente des ältesten deutschen Staatsgestüts als Veranstalter der einzigen deutschen Weltcup-Qualifikation Eventing 2009 sein könnte. Denn ich war ja noch nie dort!
Nun, und mindestens genauso war es denn auch. Weitläufiges Gelände, mit vielen alten, aber gut erhaltenen Stall- und Wohngebäuden. Große Sommerkoppeln, wo auch gerade die Stuten mit ihren Neugeborenen grasten. Stundenlang könnte man erfreut zusehen, wenn sich die Kleinen an ihre ersten Galopps wagen und miteinander über die Koppeln buckeln und rennen. Zuuuu schöööön. Habe mich bei einigen auch gefragt, welches Schicksal sie denn mit 3 Jahren einmal erwarten wird....
Das Team
Ich sage mal das Orga-Team, dem ich für einen Tag angehören durfte, wirkte auf mich von Anfang an sehr professionell und wie ein Team. Ich durfte sogar auf dem Gelände (in der Fahrschule) übernachten, so daß ich nach der Anreise mein Zimmer bezog und von da an alles zu Fuß erledigen konnte. Schön. Natürlich -und coolerweise- wartete gleich ein erster kleiner Job: Aufbau für die Verfassungsprüfung. Mit Sonja Theis zusammen fuhren wir ein paar Schilder "Inspection" sowie einen (Wende-)Baum und eine Bank für die Vets und Richter nach oben vor die Stallzelte. Natürlich in einem der Jeeps des Sponsors. Unten in der Arena waren gerade die 3* Dressuren beendet worden, und es herrschte reges Treiben in Vorbereitung auf die CIC* Verfassungsprüfung. Die Stallzelte haben auch immer ihr besonderes Flair, aber so sehr ich das Eventing schätze, so wenig weiß ich, 0b ich auf dieses Nomadenleben dauerhaft Lust hätte. Gesetzt den Fall, ich stünde vor der Situation, mir zu überlegen, ob ich das aktiv noch ein/zwei Jahre machen wollte. N.B.: Ich hätte aber heute auch in keinem anderen Beruf auf dieses Nomadenleben Lust, spätestens seit wir in Büdingen leben, möchte ich soviel wie möglich zuhause sein!
Verfassungsprüfung oder " Wir haben heute leider kein Foto für Dich"
Ich möchte ein paar Worte dazu sagen, denn so eine professionelle Verfassungsprüfung habe ich ja live bisher noch nie gesehen bzw. miterlebt. Die Verfassungsprüfungen, die wir in unserer A- und L-Vielseitigkeit bislang hatten, waren immer recht formlos und man trabte mal eben nach Beenden des Springparcours zu Fuß über einen Weg (oder so). Hier jedoch: Heidi Klum's Topmodel-Show könnte kaum spannender sein, die Damen in Miniröcken, feschen Schirmmützchen und auf Ballerinas oder eher ziemlich hochhackigen Schuhen, auch die Herren in ihrer Uniform oder zumindest fesch herausgebracht, als würden sie "heute mal wieder ein Foto" bekommen wollen! Die Pferde - geraten dabei fast zu Nebenakteuren - auch einer schicker als der andere. Alle speckig glänzend, meist mit Karomuster oder, man kann es noch toppen, mit einem akkurat gebürsteten Kleeblatt auf dem Hintern. Ich habe keinen gesehen, der in die Holding Box mußte. Leider können diese Worte das Amusement, das ich bei diesem Event empfunden habe, kaum wieder geben!!
Samstag und die Ponys
Meine Schätzchen, die Ponys, waren am Samstag früh mit Dressur und Springen dran. Am Freitag Abend habe ich noch an der Meldestelle Kirus Vorgängerin (im Job bei Gita Zühlsdorf) kennen gelernt und wir waren im Gutsgasthof super lecker essen! Die spätere 3* Siegerin Simone Deitermann hat auch grad dort gegessen, wahrscheinlich war das nicht nur lecker und nett, sondern gibt auch echt Power :-). Ich habe extra ein großes Bier getrunken, weil ich Angst hatte, daß ich nicht gut schlafen können würde... war dann aber nicht so. Also bin ich am Samstag im Frühnebel schön pünktlich um 6 Uhr nach oben gegangen. In den Stallzelten herrschte noch ziemliche Ruhe, einige Helfer waren am füttern, und auch in der Meldestelle wurden grad die Rechner für den Tag hochgefahren. Ich habe zunächst die Dressur mitprotokolliert, mit Irene Loucka. Die kannte ich ja auch noch nicht, der Chefrichter Dr. Helmut Mett hat erstmal in seinem (?) Jeep (? Was sonst?) alle Protokollbögen etc. mit in die Arena genommen, und wir waren dann 2 Stunden lang - gut versorgt, aber OHNE Toilettenpause - gut beschäftigt. Ich fand es sehr interessant. Die besten 5 Ponydressuren waren echt gut, nach hinten dann wurden m.E. aber auch einige sehr schwache Ritte gezeigt. Wir hatten einige Fragen ob der doch sehr unterschiedlichen Regularien von FN und FEI, was Ausrüstung, Gebisse, aber auch (später im Springen) die erlaubte Zahl an Verweigerungen angeht...
11h30 war dann das Springen, wo ich ebenfalls den Protokollbogen vor mir liegen hatte und aus dem Turm heraus alles gut beobachten konnte. Da gibts nicht viel zu sagen, außer daß der spätere Sieger - BIANCOSPINO KING DI COLLE DE SAN MARCO (!!!!!!!!!!!) ein wirklich superchices ,weißes Pony ist. Ich war ja am gespanntesten auf die (hochgelobte) Geländestrecke und nun, mittags, da der offizielle Helferjob ja bereits beendet war, machte ich mich sogleich auf den Marsch zum Cross. Die Ponystrecke (CCIP*) hätte ich auch (gern sogar) geritten, alles super trassiert, schön gebaut und zwei, drei Klippen, die für mich Späteinsteiger aber machbar gewesen wären. Die CIC* hatte einige echte Klippen drin, wo ich momentan sagen muß, die hätte ich jetzt so nicht reiten wollen. Dafür sind wir nicht genug im Training. Die CIC*** (da frage ich mich erst gar nicht ob ich die hätte reiten wollen, NEIN!!!) ist schon für meinen Geschmack ziemlich heftig, was Anforderungen an Pferd und Reiter angeht. Und da ich noch heim wollte, habe ich mir auch nur die ersten drei, vier Reiter der CIC*** angesehen, u.a. Andrew Hoy.
Samstag und ein unschöner Anblick
Naja, bevor es denn auch mit dem Sonnenbrand zuviel wurde, lief ich zurück Richtung Start bzw. Auto, und kam dabei am Vorbereitungsplatz vorbei, wo gerade - und wohl schon bereits seit ca. 15 Minuten - Air Jordan von Frank Ostholt kerzengrade in der Luft stand und m.E. ziemlich deutlich kommunizierte, daß irgendetwas nicht in Ordnung ist. Nun kenne ich weder das Pferd (außer vom TV, ein dermaßen geniales Pferd) noch diesen Reiter persönlich, dennoch - es war bis in die Startbox so, daß man ihn prügeln mußte, er stand quasi nur auf den Hinterbeinen und wehrte sich! - kann ich bei diesem einen Fall nur sagen: der hätte nicht starten dürfen! Und als Horseman hätte er nicht reiten dürfen. Das grenzt an Tierquälerei. Schade, daß ich das noch gesehen habe, denn es hat mich traurig gemacht und das insgesamte schöne Erlebnis Marbach ein wenig überschattet. --- Bin dann schnell nach Hause gefahren und hab meine 2 Buben - nein 3 Buben - geknuddelt. Die haben es gut...
PS: Ganz wichtig, meinen super herzlichen Glückwunsch an den Reiterkameraden Kai-Steffen Meier, der immerhin als Hesse (auf denselben kleinen Geländestrecken hier in Hessen seine reiterliche Karriere angefangen hat) und mit einem in Hessen selbst gezogenen Trakehner bei seinem Badminton-Debut an diesem WE 21. wurde!!! Wahnsinn!
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