Heute möchte ich mal ganz spontan meinen zufälligen, aber immer wiederkehrenden Bezug zum Trakehner Pferd resümieren. Hintergrund sind mehrere Gespräche mit heutigen Bekannten, die spät zum Pferd gefunden haben und mir immer wieder vor Augen führen, wie dankbar ich einigen Zufällen sein darf. Wie dankbar ich sein darf, dass ich Einiges A und O der Pferdehaltung, des Umgangs mit Pferden und schlußendlich auch des Reitens bei einem alten Meister lernen durfte. Ohne dass es präzise eine Berufsausbildung gewesen wäre, sondern quasi im Jugendalter, so "nebenbei".
Das Gestüt Webelsgrund in Springe am Deister spielt dabei eine große Rolle. Ziemlich witzig, dass auch mein Tabasco dort auf der Jährlingskoppel aufgewachsen ist - nachdem ich längst über alle Berge war!
Once upon a time. Als ich in der dritten Grundschulklasse war, zog meine Familie nach Völksen (Springe) in Niedersachsen. Wenige Jahre später lernte ich meine Schulfreundin Mareile Oellrich kennen, mit der ich zumindest mal die Liebe zum Pferd und zum Reiten teilte. Meine Schwester und ich hatten seinerzeit ein Welshpony, mit dem wir uns das Reiten bis hin zu ersten Ponyturniererfolgen quasi selbst angeeignet hatten. Damals (!) war es noch so, dass in einer Reiterprüfung, die durchaus auf einem abgemähten Stoppelacker stattfinden konnte, bis zu 30 Kinder in einer Abteilung waren. Und wer nicht im ersten Viertel platziert war, der hatte ein wunderschönes, fürchterliches braunes Schleifchen zur Erinnerung am Revers stecken. Sagt man heute Spinat zu den grünen Schleifchen, so was das damals "kack...". Und das möchte ich den heutigen Kids mitgeben, die zu viert in einer Führzügelabteilung reiten, wo niemand ein braunes Schleifchen bekommt.
Zurück zum Thema. Im Nachhinein ist es mir eine große, große Ehre, dass ich fortan an Wochenenden und immer, wenn wir Zeit hatten, bei Oellrichs auf Webelsgrund ein- und ausgehen durfte. Wir halfen im Stall mit - Lehrjahre sind wahrlich keine Herrenjahre, und in den Genuss, einmal in den Sattel zu steigen, kamen wir eher selten. Wir übernachteten im Stall und hielten Stallwache, wenn es zu den Fohlengeburten kam. Ich glaube, die Überwachungskamera gab es damals noch nicht, aber es war auch eine Sache der Ehre, im Stall zugegen zu sein. Wir durften Pferde führen, junge Pferde und alte Pferde, und manchmal auch Kanzler und Tenor. Wir waren beim Laufen lassen dabei, beim Freispingen in dieser schönen alten Reithalle des Gestüts. Wir besuchten auch mindestens einmal gemeinsam den Züchterkollegen Langels in Hämelschenburg, welches an Charm Webelsgrund bekanntlich um nichts nachsteht.
Was ich besonders schön in Erinnerung halte, waren einige schneereiche Winter, in denen Peter Oellrich seine zwei Ponies vor den Schlitten spannte und wir im Saupark unterwegs waren. Danach gab es immer lecker zu Essen im Gestüt. Ach, das war wirklich eine so so schöne Zeit!
Es gab unter den vielen anderen schönen Trakehnern auf Webelsgrund auch Polargeist, einen bildschönen Rapphengst. Ich habe Mareile damals sehr darum beneidet, dass sie ihn reiten durfte. Ich erinnere mich, dass sie einmal im Damensattel auf der Pferd & Jagd in Hannover eine Schaunummer mit ihm geritten hat. Ganz ehrlich, die züchterische Bedeutung und die Klasse der Pferde war mir damals noch nicht bewusst, ebensowenig war mir bewusst, wie sehr ich diese Art und Weise, an das Pferd herangeführt zu werden, später schätzen würde. Mir war nicht bewusst, welche Rolle der Trakehner und seine Historie in der Pferdezucht und für den Menschen spielt. Heute weiß ich das, ich habe einiges gelesen und recherchiert.
Für mich steht Tabasco (seine Mutter, Elitestute Tiffany, gehört zur Familie der Trude, die im Treck dabei war) stellvertretend für den Krieg, das Leid und die Härte dieser Zeit. Tabasco repräsentiert für mich ganz persönlich die wahre Größe dieser Rasse, die Gelasenheit, die Härte (die er u.a. von Habicht hat) und absolute Leistungsbereitschaft. Ich habe ein Pferd, das für mich alles gegeben hat, obwohl ich ein banaler Hobbyreiter bin. Konkret, Tabasco ist für mich und mit mir Hindernisse gesprungen, vor denen ich (Feigling) ernsthaft schiss hatte. Meine Kunst war es, ihn das nicht wirklich merken zu lassen und ihn nicht zu stören. So waren wir in unseren wenigen Turnierjahren fast in jeder Prüfung wesentlich erfolgreicher als ich das avisiert hatte. Ich liebe dieses Pferd.
Nochmal zurück nach Webelsgrund. Peter Oellrich war ein großer Fan der Vielseitigkeit (für die ich damals seitens der Kadertrainer Pony Willi Korte etc. zwar in Frage kam, aber definitiv VIEL zu feige war!!!), der Vollblutpferde und der Pferderennen. Er kam, bevor er Gestütsleiter auf Webelsgrund wurde und die dortige Pferdezucht entscheidend und erfolgreich prägte, vom Gestüt Lobez im heutigen Polen. Aber was er uns vermittelt hat, war einfach der korrekte, souveräne und ruhige Umgang mit Pferden. Er hat uns vermittelt, dass die Momente des Glücks auf dem Pferderücken ebenso wie die Momente des Erfolgs nicht das sind, was das Reiten ausmachen. Sondern die harte Arbeit, das Hintenanstellen aller eigenen Bedürfnisse und das ausnahmslos konsequente Verhalten miteinander und mit den Pferden. Wahre Horsemanship. Danke!!!!
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