Nachdem jetzt auch in der InRide dazu etwas erschien, und mich doch einige Menschen erstaunt oder auch etwas neidisch ausfragen, möchte ich ein paar Worte zu der Frage sagen, was meine Erfahrungen mit der Suche nach einem iberischen Pferd sind...
Wo fange ich an.
Vor gut 10 Jahren war ich mit Chris einmal in Andalusien im Urlaub, auf der Dehesa Montenmedio. Das ist eine Anlage bei Vejer de la Frontera, wo auch große Turniere ausgerichtet werden, wo man zu der Zeit aber auch wunderbar Urlaub machen konnte. Dort entstand das erste und für lange Zeit einzige Foto von mir mit einem PRE Hengst. Bondadoso. Dieses Foto existiert in meinen Alben. Damals hatte ich an sich kein großes Interesse an iberischen Pferden, also zumindest nicht im Hinblick auf einen eventuellen Kauf, da ich Vielseitigkeit geritten bin und natürlich daher die Trakehner, die ich hatte, optimal geeignet waren und mir viele, viele schöne Stunden mit dieser Disziplin geschenkt haben. Ich denke immer wieder gern daran zurück.
Leider kam es dann aber so, dass ich eine - und dann zwei - künstliche Hüfte/n benötigte. Kam ganz plötzlich, ich war bei der ersten OP 44 Jahre alt und konnte vor der OP kaum mehr Reiten bzw. eine Treppenstufe ohne Schmerzen gehen. Das war ziemlich hart, auch wenn ich natürlich weiß, dass es VIEL schlimmere "Krankheiten" gibt als eine Hüfte. Dank der modernen Medizin bin ich nun, sieben Jahre später, ja auch weitestgehend und hervorragend wiederhergestellt.
So. Und in den sieben Jahren habe ich mich natürlich gefragt, ob noch oder wieder Reiten kann. Ich dachte lange, das wird gar nicht gehen und war umso glücklicher, als ich dann feststellte, dass es im Grunde wieder geht - sogar besser als vorher (mit den eingerosteten Teilen). Dennoch ist die Beweglichkeit in der Mittelpositur (wie es das Dressurprotokoll gern ausdrückt) nicht mehr so ganz optimal. Ich arbeite zwar hart daran... So machte ich mich dann schlau, welche Pferderassen für so eine Art Behinderung geeignet sind und hörte immer wieder: Die iberischen Pferde sind Sitzsofas. Blödes Wort. Ich konnte das kaum glauben, aber fing an, mich schlau zu machen.
Verkaufsanzeigen. Zuerst habe ich viele Verkaufsanzeigen über die üblichen Wege angesehen. In Deutschland scheint es viele Vermittler zu geben. Schlussendlich war mein persönlicher Eindruck irgendwann der, dass der Kundenkreis für diese Pferde offenbar einfach nur "hübsch und lange Mähne" sucht. Das Gros der Pferde war relativ teuer, und ansonsten maximal basisgeritten (so drücken die das gern aus), bzw. spätestens auf dem Video dann alles andere als reell gearbeitet. Ausnahmen gab es natürlich und wenn das Pferd wirklich Qualität hat, dann sind für Hobbyreiter utopische Preise aufgerufen. Hier vergleiche ich einfach mal mit "unseren Warmblütern", wo ich ja nun jahrelange Erfahrung habe und den Markt in etwa kenne. Also Quintessenz: nix gefunden.
Kontakte über Facebook. Danach habe ich auf Facebook einige einschlägige Gruppen besucht. Da sind sehr interessante und hilfreiche Kontakte draus entstanden, u.a. zu Caro Seger, die bei Tarifa zunächst sehr qualifiziert (sie ist selbst Tierärztin) Notpferde vermittelte, und mittlerweile sich auch Pferden widmet, die nicht in Not sind. Aber auch einige andere nette Kontakte. Dennoch war leider nie etwas für mich dabei, da ich schon ein recht anspruchsvolles Suchschema habe. Mit zwei künstlichen Gelenken kann ich mich keinem Pferd mehr widmen, das "schwierig" ist - in welcher Hinsicht auch immer. Dann habe ich leider meine 80kg auf den Rippen, was ich als Reiterin GARNICHT gut finde, dennoch: dieses Pferd muss eine gewissen Größe (um die 160) und Stabilität haben, damit wir zusammen passen. Und dann habe ich natürlich von meiner Reiterei her einen hohen Anspruch an die Rittigkeit des Pferdes. Auch wenn wir nur Freizeit reiten wollen! Das ist ein großes Problem: kaum formuliert man, dass man nicht mehr als 20.000,- EUR für sein Freizeitpferd ausgeben will, werden einem die Restposten aus der Großhandlung angeboten. Warum kann jemand, der "nur" Freizeit reiten will, nicht auch ein wirklich anspruchsvolles, passables und gesundes Pferd reiten wollen?
Deutschland oder Spanien/Portugal. Naja, zunächst wollte ich weder nach Spanien noch nach Portugal reisen und eine wirkliche Pferdesuchreise, wie viele das machen, stand auch nie zur Debatte. Dennoch glaube auch ich, dass wenn man einen PRE oder Lusitano sucht, es durchaus Sinn macht, sich gut vorbereitet auf die Reise zu machen. Ich hatte es offen gesagt, nach vielen Diskussionen mit meinen Facebook-Bekannten, denen ich noch heute sehr dankbar bin, aufgegeben. Wirklich. Bis plötzlich die Anzeige für Capote auf dem Lusitano Marketplace erschien. Ich habe diese Anzeige gesehen und dachte "das ist Dein Pferd". 10 Jahre alt, 160 groß und gut ausgebildet. Innerhalb von 2 Wochen habe ich den Flug gebucht, bin hin und habe ihn gekauft.
PS: Ich bin ganz klar hin mit der Ansage "ist er es nicht, fährst Du natürlich auch ohne Pferd wieder heim!" und ich habe keine (!) anderen Pferde dort angeschaut, obwohl mir da so einige angeboten worden sind. Ob ich das hätte tun sollen, weiß ich nicht. Aber so hatte ich jedenfalls drei sehr interessante Tage in Portugal und am Ende mein iberisches Pferd. Achtung, das ist KEIN SPANIER! Sondern ein Lusitano.
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